Wissenschaftliche Neuigkeiten aus dem von der ISA organisierten und vom Nationalen Institut für Lebensmittel und Ernährung (INAN) veranstalteten Webinar
Highlights:
- Unabhängige Lebensmittelsicherheitsbehörden weltweit prüfen und bewerten die besten verfügbaren wissenschaftlichen Erkenntnisse und bestätigen auf dieser Grundlage die Sicherheit von kalorienarmen/-freien Süßstoffen.
- Eine Studie der chilenischen Behörde für Lebensmittelsicherheit und -qualität (ACHIPIA) ergab, dass die Aufnahme der am häufigsten konsumierten kalorienarmen/-freien Süßstoffe deutlich unter der zulässigen Tagesdosis (ADI) liegt.
- Kalorienarme bzw. kalorienfreie Süßstoffe können bei der Gewichts- und Blutzuckerkontrolle eine Rolle spielen, sie sind allerdings nur ein Teil der Lösung unter vielen anderen Ernährungsstrategien.
Auf einem Webinar, das von der International Sweeteners Association (ISA) organisiert und vom Nationalen Lebensmittel- und Ernährungsinstitut (INAN) von Paraguay, einer Fachstelle des Ministeriums für öffentliche Gesundheit und soziales Wohlergehen, veranstaltet wurde, wurden drei internationale Experten eingeladen, um über die Sicherheit von kalorienarmen/-freien Süßstoffen, ihre Verzehrmengen und ihre Rolle bei Gewichtskontrolle und Diabetes zu sprechen.
Von der Sicherheitsbewertung bis hin zu Beweisen für die Wirksamkeit von Süßstoffen sind alle in diesem Webinar behandelten Themen für die öffentliche Gesundheit von Bedeutung. Die Redner waren sich einig, dass Entscheidungen im Bereich der öffentlichen Gesundheit und der Regulierung auf Grundlage der besten verfügbaren wissenschaftlichen Erkenntnisse zu treffen sind, um das Vertrauen der Verbraucher zu stärken.
Wie wird die Sicherheit von kalorienarmen/-freien Süßstoffen gewährleistet?
Obwohl kalorienarme/-freie Süßstoffe seit Jahrzehnten zugelassen sind und sicher verwendet werden, gibt es immer noch Missverständnisse bezüglich ihrer Sicherheitseinschätzung. Dr. Rebeca López-García, eine unabhängige Beraterin und Toxikologin aus Mexiko, erklärte, dass die Sicherheit aller Lebensmittelzusatzstoffe, einschließlich kalorienarmer/-freier Süßstoffe, von Lebensmittelsicherheitsagenturen auf der ganzen Welt, wie dem Gemeinsamen Expertenausschuss für Lebensmittelzusatzstoffe (JECFA) der FAO und der WHO, aber auch von regionalen und nationalen Agenturen bewertet wird. Bei den strengen Bewertungen durch die für die Lebensmittelsicherheit zuständigen Stellen, die viele Jahre in Anspruch nehmen können, werden die besten verfügbaren wissenschaftlichen Erkenntnisse für jeden einzelnen Süßstoff geprüft, da die Eigenschaften und der Stoffwechsel dieser Verbindungen sehr unterschiedlich sind.
Bei der Sicherheitsbewertung und dem Zulassungsverfahren durch die Lebensmittelsicherheitsagenturen und Regulierungsbehörden wird für jeden einzelnen Süßstoff eine zulässige Tagesdosis (ADI) festgelegt. Der ADI-Wert ist die Menge eines Lebensmittelzusatzstoffs (z. B. eines Süßstoffs), die ohne nennenswertes Gesundheitsrisiko täglich über das gesamte Leben eines Menschen verzehrt werden kann. Der ADI-Wert berücksichtigt alle Bevölkerungsgruppen, einschließlich besonders gefährdeter Gruppen wie Kinder und schwangere Frauen.
Besteht die Gefahr für Personen, die zulässige Tagesdosis an zugelassenen kalorienarmen/-freien Süßstoffen zu überschreiten?
Da die Sicherheit aller zugelassenen kalorienarmen/-freien Süßstoffe von globalen und regionalen Gremien für Lebensmittelsicherheit bestätigt wurde, stellt sich als nächstes die Frage, ob die Aufnahme über die Nahrung innerhalb der für jeden Süßstoff festgelegten ADI-Werte liegt. Dies war der Gegenstand einer kürzlich durchgeführten Studie, die auf dem Webinar von Dipl. Constanza Miranda im Namen der chilenischen Agentur für Lebensmittelsicherheit und -qualität (ACHIPIA)1, vorgestellt wurde, die diese Studie im Auftrag des chilenischen Gesundheitsministeriums durchführte, um zu untersuchen, ob die Aufnahme von Süßstoffen in Chile innerhalb der jeweiligen ADI-Werte liegt.
Die von ACHIPIA mit Unterstützung der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) und des deutschen Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) durchgeführte Studie hatte zum Ziel, die chronische ernährungsbedingte Exposition der chilenischen Bevölkerung gegenüber vier häufig konsumierten kalorienarmen/-freien Süßstoffen zu bewerten: Acesulfam-K, Aspartam, Sucralose und Steviolglykoside. Die ACHIPIA-Experten analysierten Aufnahmedaten aus der chilenischen Nationalen Erhebung über den Lebensmittelkonsum und nutzten auch Analysedaten aus dem Überwachungsprogramm für Lebensmittelzusatzstoffe, das vom chilenischen Gesundheitsministerium zwischen 2018 und 2019 durchgeführt wurde. Die Ergebnisse zeigten, dass keiner der untersuchten Süßstoffe seinen jeweiligen ADI-Wert in einem der in der Studie untersuchten Belastungsszenarien oder in einer der Altersgruppen (einschließlich Kinder) überschritt. Tatsächlich lag die Aufnahme aller vier Süßstoffe weit unter dem ADI-Wert, selbst in den konservativsten Szenarien mit hoher Exposition. Auf der Grundlage dieser Ergebnisse kamen die ACHIPIA-Experten zu dem Schluss, dass die Wahrscheinlichkeit einer Überschreitung des ADI-Wertes der vier Süßstoffe durch den Verzehr der in der Studie untersuchten Lebensmittel sehr gering ist.1 Die Ergebnisse dieser Studie sind wichtig, um wissenschaftlich fundierte Entscheidungen über die Regulierung und Ernährungsempfehlungen für die Verwendung und den Verzehr von kalorienarmen/-freien Süßstoffen in Chile zu treffen.
Spielen kalorienarme/-freie Süßstoffe eine nützliche Rolle bei Fettleibigkeit, Diabetes und allgemein im Bereich der öffentlichen Gesundheit?
Abgesehen von der bestätigten Sicherheit wollen die Leute auch wissen, ob kalorienarme/-freie Süßstoffe ihnen helfen könnten, die Aufnahme von losem Zucker zu reduzieren, ihre Kalorienzufuhr zu steuern, Gewicht zu verlieren oder ihren Blutzucker zu kontrollieren. Zur Beantwortung dieser Frage präsentierte Prof. Alison Gallagher, Professorin für Public-Health-Ernährung an der Ulster University in Nordirland (VK), die neuesten Erkenntnisse über die Rolle von kalorienarmen/-freien Süßstoffen bei der Gewichtskontrolle und Diabetes.
Die Erkenntnisse aus systematischen Überprüfungen von kontrollierten Humanstudien (d. h. randomisierten kontrollierten Studien oder RCTs), die den zuverlässigsten kausalen Nachweis dafür liefern, wie sich Süßstoffe auf das Körpergewicht oder die Blutzuckerkontrolle auswirken können, zeigen, dass:
- Der Verzehr von kalorienarmen/-freien Süßstoffen anstelle von Zucker kann eine positive Wirkung auf die Reduzierung der Zucker- und Energiezufuhr (Kalorien) haben und bei der Gewichtskontrolle helfen2-5
- kalorienarme/-freie Süßstoffe keinen Einfluss auf die Blutzuckerkontrolle haben und einen geringeren Anstieg des Blutzuckerspiegels nach dem Verzehr von Lebensmitteln bedingen, wenn sie anstelle von Zucker verwendet werden6-9
Diese Feststellungen wurden auch in einer kürzlich von der WHO durchgeführten systematischen Überprüfung und Metaanalyse von RCTs bestätigt.10 Den Schlussfolgerungen aus den RCTs stehen die Ergebnisse von Beobachtungsstudien gegenüber, die jedoch ein hohes Verzerrungsrisiko durch Restverfälschung und umgekehrte Kausalität aufweisen. Dies bedeutet, dass ein positiver Zusammenhang zwischen dem Verzehr von Süßstoffen und Fettleibigkeit oder Diabetes wahrscheinlich dadurch zustande kommt, dass die Menschen zu kalorienarmen/-freien Süßstoffen greifen, um ihren Zuckerkonsum zu reduzieren und damit ihren Gesundheitszustand in den Griff zu bekommen, und nicht andersherum.
Abschließende Bemerkungen
In einer von Dipl. Marizela Lopez Cattebeke vom Nationalen Lebensmittel- und Ernährungsinstitut (INAN) moderierten Diskussionsrunde sprachen die Experten über die Bedeutung einer wissenschaftlich fundierten Entscheidungsfindung im Bereich der öffentlichen Gesundheit und erläuterten die Eigenschaften und die Rolle von kalorienarmen/-freien Süßstoffen in der Ernährung. Kalorienarme/-freie Süßstoffe sind Lebensmittelzusatzstoffe; Daher haben sie keine pharmakologischen (z. B. gewichtsreduzierenden/glukosesenkenden) Eigenschaften. Der Beitrag von kalorienarmen/-freien Süßstoffen zur Gewichtsabnahme ist gering und hängt von der Menge an Zucker (und Kalorien) ab, die in der Ernährung ersetzt wird. Man sollte nicht erwarten, dass sie die Lösung für ein komplexes Problem wie Fettleibigkeit sind, aber sie können die allgemeine Palette der Ernährungsstrategien ergänzen, um den Menschen zu helfen, ihre Zucker- und Kalorienzufuhr zu reduzieren und so ihr Körpergewicht bzw. ihren Blutzuckerspiegel zu kontrollieren. Zusammenfassend lässt sich die Frage, ob kalorienarme/-freie Süßstoffe bei der Behandlung von Fettleibigkeit und Diabetes eine Rolle spielen könnten, wie folgt beantworten: „Ja, das tun sie, aber sie sind nur ein Teil der Lösung.“
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