Gewichts Management

Der Verzehr von Speisen und Getränken, die mit kalorienarmen/-freien Süßstoffen anstelle von Zucker gesüßt sind, kann zur Reduzierung der täglichen Zufuhr von Zucker beitragen. Und als Teil einer ausgewogenen Ernährung im Rahmen einer gesunden Lebensweise wiederum kann dies dazu beitragen, weniger Energie (Kalorien) aufzunehmen. Das macht kalorienarme/-freie Süßstoffe zu einem nützlichen Hilfsmittel für das Gewichtsmanagement. Vor dem Hintergrund besorgniserregender Raten von Adipositas und Übergewicht empfehlen die Gesundheitsbehörden eine Reduktion des Zuckerkonsums bei Erwachsenen wie auch Kindern.1 Da können kalorienarme/-freie Süßstoffe (Low and No Calorie Sweeteners, LNCS) eine nützliche Rolle spielen.

Untermauert wird diese Aussage von umfassenden systematischen Forschngsüberblicken und Metaanalysen zu randomisierten kontrollierten Studien an Menschen, aus denen sich auf der anderen Seite keine Hinweise darauf ableiten lassen, dass kalorienarme/-freie Süßstoffe zu Überernährung und Gewichtszunahme beitragen.2-5 Der Verzehr kalorienarmer/-freier Süßstoffe fördert weder den Appetit, noch unterdrückt er diesen. Doch andererseits deuten die Studien darauf hin, dass kalorienarme/-freie Süßstoffe dazu beitragen können, das Verlangen nach Süßem zu befriedigen.6

Die wissenschaftliche Grundlage der Rolle kalorienarmer/-freier Süßstoffe im Gewichtsmanagement

Aus umfassenden systematischen Forschungsüberblicken und Metaanalysen randomisierter kontrollierter Studien (Randomised Controlled Trial, RCTs) lassen sich die wertvollsten Belege für die potentiellen Wirkungen des Konsums kalorienarmer/-freier Süßstoffe ableiten. Eine der Schlussfolgerungen besteht in dem positiven Beitrag, den das Ersetzen von Zucker durch kalorienarme/-freie Süßstoffe zur Ernährung leistet, da so die Kalorienaufnahme reduziert und die Kontrolle des Körpergewichts unterstützt wird.2-5

Laut einer aktuellen systematischen Studie jund Metaanalyse durch Laviada-Molina führt die Verwendung kalorienarmer/-freier Süßstoffe klinisch nachweisbar zu einer Senkung des Körpergewichts/Körpermasseindex (KMI).5 Dieser positive Effekt erwies sich als besonders signifikant, wenn die kalorienarmen/-freien Süßstoffe als Zuckeraustauschstoff verwendet wurden, insbesondere bei Erwachsenen, Menschen mit Übergewicht oder Adipositas sowie Personen, die ansonsten keine diätetischen Beschränkungen befolgen. Die Ergebnisse zeigen, dass die Verwendung von kalorienarmen/-freien Süßstoffen anstelle von Zucker bei der Gesamtbevölkerung durchschnittlich zu einem Gewichtsverlust um 1,3 kg führt, und bei Personen mit Übergewicht/Adipositas lässt sich dieser positive Effekt sogar auf rund 2,5 kg pro Person beziffern.

Ein systematischer Forschungsüberblick mit Metaanalyse von Toews et al4 mit Unterstützung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ergab einen geringen positiven Effekt kalorienarmer/-freier Süßstoffe auf den KMI. Mit Blick auf eine Untergruppe übergewichtiger oder an Adipositas leidender Personen ergab die Metaanalyse eine Reduzierung des Körpergewicht um rund 2 kg durch die Verwendung kalorienarmer/-freier Süßstoffe, was den Ergebnissen einer noch umfassenderen Metaanalyse von Laviada-Molina et al. entspricht. Frühere systematische Berichte und Metaanalysen zu RCT haben weiterhin bestätigt, dass sich kalorienarme/-freie Süßstoffe als Zuckerersatz positiv auf den KMI und das Körpergewicht auswirken. Diese Studien legen nahe, dass Süßstoffe ein nützliches Hilfsmittel zur Erfüllung von Ernährungsplänen für eine Verringerung des Körpergewichts und Gewichtswahrungsplänen sein können.

Selbstverständlich sind kalorienarme/-freie Süßstoffe kein Wundermittel und für sich allein genommen können Sie nicht bewirken, dass wir abnehmen. Laut den wissenschaftlichen Experten hängt die positive Wirkung der Verwendung kalorienarmer/-freier Süßstoffe von der Menge an Kalorien und Zucker ab, die wir in unserer Nahrung ersetzen. Und auch die Ernährungsqualität insgesamt sei entscheidend.7

Kalorienarme/-freie Süßstoffe und Adipositas

Randomisierte kontrollierte Studien, die zuverlässigsten Studien überhaupt, untermauern die Annahme, dass der Verzehr kalorienarmer/-freier Süßstoffe anstelle von Zucker dabei helfen kann, die Gesamtkalorienaufnahme zu reduzieren. Das macht sie zu guten Hilfsmitteln bei Strategien zur Gewichtskontrolle. Diese Belege stehen im Gegensatz zu den auf einigen Beobachtungsdaten beruhenden Hypothesen, die nahelegen, kalorienarme/-freie Süßstoffe könnten eine Gewichtszunahme bewirken. Wie Experten erläutern, könne der scheinbare Zusammenhang zwischen kalorienarmen/-freien Süßstoffen und Adipositas, den einige beobachtende Studien nahelegen, so gedeutet werden, dass LNCS nicht der Auslöser von Übergewicht und Adipositas sind, sondern vielmehr infolge dieser Gesundheitsprobleme konsumiert werden.8 In dem von der WHO unterstützten Bericht geben Toews et al4 an, dass die Ergebnisse beobachtender Studien zu den gesundheitlichen Auswirkungen kalorienarmer/-freier Süßstoffe mit Vorsicht zu interpretieren seien. Man müsse vielmehr von einer gewissen Verzerrung sowie davon ausgehen, dass der Kausalzusammenhang entgegengesetzt gelagert sei.

In einer Zeit, in der die Adipositasraten Sorge bereiten, können kalorienarme/-freie Süßstoffe im Zusammenhang mit den wenigen Hilfsmitteln für das Gewichtsmanagement Bestandteil einer nützlichen Ernährungsstrategie sein und dabei helfen, die Gesamtkalorienaufnahme zu senken, wenn sie im Rahmen einer gesunden Ernährung als Zuckerersatz verwendet werden. Es bestehen keine Belege aus kontrollierten Studien am Menschen, welche die Behauptung belegen würden, kalorienarme/-freie Süßstoffe könnten zu Gewichtszunahme oder Adipositas beitragen.

Kalorienarme/-freie Süßstoffe, Appetit und Lust auf Süßes

Studien am Menschen zeigen, dass kalorienarme/-freie Süßstoffe den Appetit oder Hunger weder anregen noch unterdrücken. 6,9,10 Weiterhin zeigen mehrere Studien, dass der Genuss kalorienarm/-freie gesüßter Getränke bei einigen Personen dabei helfen kann, Heißhunger sowie die Lust auf Süßes zu kontrollieren – und in der Praxis den tatsächlichen Verzehr süßer Nahrungsmittel.11-14 Eine aktuelle Studie von Malone at al zum Beispiel13 kam zu dem Ergebnis, dass kalorienarm gesüßte Getränke manchen Personen dabei helfen können, weniger zu essen, weil sie Heißhungeranfälle besser kontrollieren und das Essen mehr genießen. Sie berichten von einem Kontrollgewinn und weniger Schuldgefühlen hinsichtlich ihrer Essgewohnheiten. Dadurch können kalorienarme/-freie Süßstoffe solchen Menschen, die eine Diät zwecks Gewichtsverlust befolgen, bei der Einhaltung ihres Gewichtsmanagementprogramms helfen, während sie zugleich schmackhafter – und entsprechend genussvoller essen.

In einem aktuellen, systematischen Forschungsüberblick kommen Appleton et al15 zu dem Schluss, dass die Empfindung süßen Geschmacks tendenziell dazu führt, das Verlangen nach süßen Nahrungsmitteln zu verringern. Dementsprechend ist die Lust auf Süßes in den nachfolgenden Stunden geringer. Dies wird auf die spezifisch sensorische Sättigung zurückgeführt. Dieses Phänomen besteht darin, dass das Verlangen nach bestimmten Lebensmitteln und das von ihnen verursachte Annehmlichkeitsgefühl abnimmt, wenn wir unlängst Speisen mit diesem Geschmack zu uns genommen haben. Die aktuellen Erkenntnisse untermauern also die Aussage, dass mit kalorienarmen/-freien Süßstoffen gesüßte Lebensmittel dazu beitragen können, unser Verlangen nach Süßem zu befriedigen und somit den Verzehr zuckerhaltiger Lebensmittel zu reduzieren, ohne uns deshalb zu „Schleckermäulern“ zu machen.

Nähere Informationen zur Rolle kalorienarmer/-freier Süßstoffe bei der Reduzierung der Kalorienzufuhr und dem Gewichtsmanagement finden Sie zum Herunterladen in dem ISA-Informationsblatt „Gewichtkontrolle und -management: Die Rolle kalorienarmer Süßstoffe“ und in der ISA-Infografik „Kalorienarme/-freie Süßstoffe und Zuckerreduktion‚“

  1. Guideline: Sugars intake for adults and children. Geneva: World Health Organization; 2015. http://www.who.int/nutrition/publications/guidelines/sugars_intake/en/
  2. Miller P, Perez V. Low-calorie sweeteners and body weight and composition: a meta-analysis of randomized controlled trials and prospective cohorts (391.1). Am J Clin Nutr. 2014; 100(3): 765-77
  3. Rogers PJ, Hogenkamp PS, de Graaf C, et al. Does low-energy sweetener consumption affect energy intake and body weight? A systematic review, including meta-analyses, of the evidence from human and animal studies. Int J Obes (Lond) 2016; 40: 381-94
  4. Toews I, Lohner S, de Gaudry DK, Sommer J, Meerpohl JJ. Association between intake of non-sugar sweeteners and health outcomes: systematic review and meta-analyses of randomised and non-randomised controlled trials and observational studies. BMJ 2019;363: k4718
  5. Laviada-Molina H, Molina-Segui F, Pérez-Gaxiola G, et al. Effects of nonnutritive sweeteners on body weight and BMI in diverse clinical contexts: Systematic review and meta-analysis. Obes Rev 2020; 21(7) :e13020.
  6. Bellisle F. Intense Sweeteners, Appetite for the Sweet Taste, and Relationship to Weight Management. Curr Obes Rep 2015; 4(1): 106-110
  7. Ashwell MA, Gibson S, Bellisle F, Buttriss J, Drewnowski A, Fantino M, Gallagher AM, de Graaf K, Goscinny S, Hardman CA, Laviada-Molina H, López-García R, Magnuson B, Mellor D, Rogers P, Rowland I, Russell W, Sievenpiper J, la Vecchia C. Expert consensus on low calorie sweeteners: facts, research gaps and suggested actions. Nutr Res Rev. 2020; 33(1): 1-10.
  8. Mela DJ, McLaughlin J, Rogers PJ. Perspective: Standards for Research and Reporting on Low-Energy („Artificial“) Sweeteners. Adv Nutr 2020; 11(3): 484-491
  9. Public Health England. Sugar Reduction: The Evidence for Action. 2015 Available at: https://www.gov.uk/government/uploads/system/uploads/attachment_data/file/470179/Sugar_reduction_The_evidence_for_action.pdf
  10. Fantino M, Fantino A, Matray M, Mistretta F. Beverages containing low energy sweeteners do not differ from water in their effects on appetite, energy intake and food choices in healthy, non-obese French adults. Appetite 2018; 129: 103-112 
  11. Piernas, C., Tate, D. F., Wang, X., & Popkin, B. M. (2013). Does diet-beverage intake affect dietary consumption patterns? Results from the Choose Healthy Options Consciously Everyday (CHOICE) randomized clinical trial. Am J Clin Nutr, 97(3), 604-611
  12. de Ruyter, J. C., Katan, M. B., Kuijper, L. D., Liem, D. G., & Olthof, M. R.. The effect of sugar-free versus sugar-sweetened beverages on satiety, liking and wanting: An 18 month randomized double-blind trial in children. PlosOne 2013; 8(10): e78039.
  13. Maloney NG, Christiansen P, Harrold JA, Halford JCG, Hardman CA. Do low-calorie sweetened beverages help to control food cravings? Two experimental studies. Physiol & Behav 2019; 208: 112500
  14. Rogers PJ, Ferriday D, Irani B, et al. Sweet satiation: Acute effects of consumption of sweet drinks on appetite for and intake of sweet and non-sweet foods. Appetite. 2020; 149: 104631
  15. Appleton KM, Tuorila H, Bertenshaw EJ, de Graaf C and Mela DJ. Sweet taste exposure and the subsequent acceptance and preference for sweet taste in the diet: systematic review of the published literature. Am J Clin Nutr 2018; 107: 405–419