Sucralose beeinträchtigt weder die Darmmikrobiota noch verursacht sie metabolische Veränderungen, die mit Diabetes in Verbindung gebracht werden können

ISA-Stellungnahme zu einer Studie von Méndez-García et al.

Brüssel, 14.  April 2022: Die International Sweeteners Association (ISA) nimmt Stellung zu der Studie von Méndez-García et al.1 und weist auf die bestätigte Unbedenklichkeit von Sucralose hin, die im Gegensatz zu den Behauptungen besagter Studie steht, dass dieser kalorienarme/-freie Süßstoff Erkrankungen wie Diabetes verursachen könnte.

Anerkannte Gesundheitsbehörden haben wiederholt die Sicherheit aller zugelassenen kalorienarmen/-freien Süßstoffe, einschließlich Sucralose, bestätigt.2,3,4 Alle kalorienarmen/-freien Süßstoffe werden vor ihrer Marktzulassung einer umfassenden Sicherheitsbewertung durch die zuständige Regulierungsbehörde unterzogen, z.B. durch den Gemeinsamen Sachverständigenausschuss zu Lebensmittelzusatzstoffen (JECFA) der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) und der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die US-amerikanische Food and Drug Administration (FDA) und die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA).

Bezüglich der Studie von Méndez-García et al. sind mehrere Einschränkungen hervorzuheben, die einen direkten Einfluss auf die Erkenntnisse der Studie haben könnten. Zum einen könnte das Fehlen einer gewohnheitsmäßigen Ernährungskontrolle in der Studie die berichteten Erkenntnisse stark beeinflussen. Bei der Durchführung von Ernährungsinterventionsstudien, mit denen die Auswirkungen von Inhaltsstoffen, wie z.B. kalorienarmen/-freien Süßungsmitteln, die Nahrungsmitteln und Getränken in kleinen Mengen zugesetzt werden, auf das Darmmikrobiom bewertet werden sollen, ist es von wesentlicher Bedeutung, dass die übliche Ernährung der Studienteilnehmer gut charakterisiert wird und die Interventionsdiäten sorgfältig kontrolliert werden.5 In der betrachteten Studie werden die Ernährungsgewohnheiten weder kontrolliert noch gut charakterisiert. Daher könnten sich alle berichteten Veränderungen in der Darmmikrobiota sehr wahrscheinlich auf andere, nicht berichtete Unterschiede in der Ernährung zurückführen lassen und nicht zwangsläufig mit dem Konsum von kalorienarmen/-freien Süßstoffen zusammenhängen.

Zusätzliche Einschränkungen dieser Studie sind deren niedrige Stichprobengröße, das Parallelgruppen-Studiendesign und das Fehlen von Darmmikrobiota-Proben zu mehreren Zeitpunkten während der Intervention.

Wichtig ist, dass frühere kontrollierte klinische Studien, in denen höhere Sucralose-Dosen getestet wurden, keine Auswirkungen von Sucralose auf das relative Vorkommen von Darmbakterien zeigten.6,7 In vergleichbarer Weise haben größer angelegte klinische Studien keine nachteiligen Auswirkungen von Sucralose auf die Glukosekontrolle und die Insulinsekretion sowohl bei gesunden Erwachsenen als auch bei Menschen mit Diabetes bestätigt.8,9

Übergewicht und nichtübertragbare Krankheiten wie Diabetes und Zahnerkrankungen gehören weiterhin zu den größten globalen Herausforderungen im Gesundheitswesen. Angesichts der bestehenden Empfehlungen öffentlicher Stellen zur Reduzierung des Verzehrs von Zucker können alle kalorienarmen/-freien Süßungsmittel zu gesünderen Ernährungsgewohnheiten beitragen. Sie bieten eine breite Auswahl an geschmacklich süßen, kalorienarmen oder -freien Optionen. Dadurch können sie hilfreich sein, wenn sie als Ersatz von Zucker und im Rahmen einer ausgewogenen Ernährung konsumiert werden und so insgesamt eine Reduktion der Aufnahme von Zucker und Kalorien bewirken10 und damit zudem zur Regulierung des Blutzuckerspiegels beitragen.11 Kalorienarme/-freie Süßstoffe werden von der Mundflora nicht fermentiert. Dementsprechend tragen sie nicht zur Entmineralisierung der Zähne bei, die einer der Gründe für Karies ist.12

  1. Méndez-García LA, Bueno-Hernández N, Cid-Soto MA, De León KL, Mendoza-Martínez VM, Espinosa-Flores AJ, Carrero-Aguirre M, Esquivel-Velázquez M, León-Hernández M, Viurcos-Sanabria R, Ruíz-Barranco A, Cota-Arce JM, Álvarez-Lee A, De León-Nava MA, Meléndez G, Escobedo G. Ten-Week Sucralose Consumption Induces Gut Dysbiosis and Altered Glucose and Insulin Levels in Healthy Young Adults. Microorganisms. 2022; 10(2):434. https://doi.org/10.3390/microorganisms10020434
  2. http://www.fao.org/food/food-safety-quality/scientific-advice/jecfa/en/
  3. https://www.fda.gov/food/food-additives-petitions/high-intensity-sweeteners
  4. http://www.efsa.europa.eu/en/topics/topic/sweeteners
  5. Lobach AR, Roberts A, & Rowland IR.. Assessing the in vivo data on low/no-calorie sweeteners and the gut microbiota. Food and chemical toxicology: an international journal published for the British Industrial Biological Research Association, 2019;124:385–399.
  6. Ahmad SY, Friel JK, MacKay DS. The effect of the artificial sweeteners on glucose metabolism in health adults: a randomized, double-blinded, crossover clinical trial. Appl Physiol Nutr Metab 2020;45(6):606-612
  7. Thomson P, Santibañez R, Aguirre C, Galgani J, & Garrido D. Short-term impact of sucralose consumption on the metabolic response and gut microbiome of healthy adults. British Journal of Nutrition, 2019;122(8):856-862.
  8. Grotz VL, Pi-Sunyer X, Porte D, Roberts A, & Richard Trout J. A 12-week randomized clinical trial investigating the potential for sucralose to affect glucose homeostasis. Regulatory toxicology and pharmacology 2017; 88: 22–33.
  9. Greyling A, Appleton KM, Raben A, Mela DJ. Acute glycemic and insulinemic effects of low-energy sweeteners: a systematic review and meta-analysis of randomized controlled trials. Am J Clin Nutr 2020; 112(4):1002-1014
  10. Rogers PJ and Appleton KM. The effects of low-calorie sweeteners on energy intake and body weight: a systematic review and meta-analyses of sustained intervention studies. Int J Obes (Lond) 2021;45(3):464-478.
  11. Diabetes UK. The use of low or no calorie sweeteners. Position Statement (Updated December 2018). Available at: https://www.diabetes.org.uk/professionals/position-statements-reports/food-nutrition-lifestyle/use-of-low-or-no-calorie-sweetners
  12. EFSA Scientific opinion on the substantiation of health claims related to intense sweeteners. EFSA 2011 Journal 9(6): 2229, and 9(4): 2076.