Kalorienarme/-freie Süßstoffe wirken sich nicht negativ auf die Darmflora aus

ISA antwortet mit dieser Stellungnahme auf eine In-vitro-Studie von Shil et al.

Brüssel, 24. Juni 2021: In Antwort auf eine In-vitro-Studie von Shil et al.1 zu kalorienarmen/-freien Süßstoffen und Darmbakterien weit der Internationale Süßstoffverband (International Sweeteners Association, ISA) auf die wissenschaftlich fundierten Standpunkte der Aufsichtsbehörden hin, die weltweit wiederholt die Sicherheit aller zugelassenen kalorienarmen/-freien Süßstoffe bestätigt haben.

Vor der Zulassung eines kalorienarmen/-freien Süßstoffs für den Markt werden sämtliche wissenschaftlichen Befunde eingehend von den für Lebensmittelaufsichtsbehörden geprüft, darunter etwa das Joint Expert Scientific Committee on Food Additives (JECFA)2 der Food & Agriculture Organization (FAO) der Vereinten Nationen und der Weltgesundheitsbehörde (WHO), die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA)3 und die Food and Drug Administration (FDA)4 der USA. Zu den untersuchten Aspekten gehören dabei auch eventuelle Auswirkungen auf die Darmfunktion. Die heute vorliegenden Befunde deuten auf keine negativen Auswirkungen kalorienarmer/-freier Süßstoffe auf die Darmflora hin.5

In-vitro-Studien sind vom Prinzip her so angelegt, das die Ergebnisse von Shil et al. Nur begrenzt auf den Menschen übertragbar sind, da solche Studien nicht das gesamte, komplexe interaktive System berücksichtigen können, das im menschlichen Körper oder in Tieren gegeben ist. Im vorliegenden Experiment zum Beispiel wurden isolierte Bakterien zwei Tage lang außerhalb des menschlichen Körpers hohen Konzentrationen von kalorienarmen/-freien Süßstoffen ausgesetzt. Das Design der Studie lässt die heute bestens bekannten Stoffwechselprozesse außer acht, die Süßstoffe im Darm durchlaufen und die dafür entscheidend sind, welche Mengen an Süßstoff tatsächlich das Darmmikrobiom erreichen. Deshalb gilt: Diese Ergebnisse lassen keine Vorhersagen dahingehend zu, welche Wirkungen kalorienarme/-freie Süßstoffe in der Realität haben werden.

Übergewicht und nichtübertragbare Krankheiten wie Diabetes und Zahnerkrankungen gehören weiterhin zu den größten globalen Herausforderungen im Gesundheitswesen. Angesichts der bestehenden Empfehlungen öffentlicher Stellen zur Reduzierung des Verzehrs von Zucker können kalorienarme/-freie Süßstoffe zu gesünderen Ernährungsgewohnheiten beitragen. Sie ermöglichen eine breite Auswahl an geschmacklich süßen, kalorienarmen oder -freien Optionen. Dadurch können sie hilfreich sein, wenn sie als Ersatz von Zucker und im Rahmen einer ausgewogenen Ernährung konsumiert werden und so insgesamt eine Reduktion der Aufnahme von Zucker und Kalorien bewirken. Damit tragen sie zudem zur Regulierung des Blutzuckerspiegels bei.6 Kalorienarme/-freie Süßstoffe werden von der Mundflora nicht fermentiert. Dementsprechend tragen sie nicht zur Entmineralisierung der Zähne bei, die einer der Gründe für Karies ist.6

  1. Shil A and Chichger H. Artificial Sweeteners Negatively Regulate Pathogenic Characteristics of Two Model Gut Bacteria, E. coli and E. Faecalis. Int. J. Mol. Sci. 2021, 22(10), 5228; https://doi.org/10.3390/ijms22105228
  2. http://www.fao.org/food/food-safety-quality/scientific-advice/jecfa/en/
  3. http://www.efsa.europa.eu/en/topics/topic/sweeteners
  4. https://www.fda.gov/food/food-additives-petitions/high-intensity-sweeteners
  5. Lobach A, Roberts A, Rowland I. Assessing the in vivo data on low/no-calorie sweeteners and the gut microbiota. Food and Chemical Toxicology 2019; 124: 385-399
  6. EFSA Scientific opinion on the substantiation of health claims related to intense sweeteners. EFSA 2011 Journal 9(6): 2229, and 9(4): 2076 and Commission Regulation 432/2012/EU (OJ L 136 25.5.2012, p. 1): http://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=OJ:L:2012:136:0001:0040:en:PDF