Exposition der Mutter gegenüber kalorienarmen/kalorienfreien Süßungsmitteln ändert das Körpergewicht des Kindes nicht

ISA-Erklärung zur Studie von Wang et al.

Brüssel, 18. Januar 2022: Die International Sweeteners Association (ISA) antwortet auf eine neue Tierstudie von Wang et al.1, indem sie auf die gesammelten Erkenntnisse verweist, die nahelegen, dass die Exposition der Mutter gegenüber kalorienarmen/-freien Süßungsmitteln sowohl in der Schwangerschaft als auch während der Stillzeit das Körpergewicht des Kindes nicht erhöht

Bei genauerer Betrachtung der Studie von Wang et al. zeigen sich mehrere Probleme und Einschränkungen, die bei der Interpretation der Studienergebnisse und insbesondere ihrer biologischen Relevanz für den Menschen berücksichtigt werden müssen. Die Studienpopulation ist beispielsweise ein wichtiger Faktor, der hinsichtlich der Relevanz für die menschliche Gesundheit berücksichtigt werden muss: so schränken Unterschiede in der Magen-Darm-Physiologie und der Zusammensetzung der Mikrobiota die Übertragung der Mikrobiomforschung an Nagetieren – wie die Studie von Wang et al. – auf den Menschen ein.2

Zu beachten ist ebenfalls, dass im Fall von Aspartam die Ergebnisse der Studie nicht durch den gut verstandenen Aspartam-Stoffwechsel im menschlichen Körper gestützt werden können. Aspartam wird schnell verdaut, und seine Metaboliten werden im Dünndarm absorbiert, daher gelangen weder Aspartam noch seine Metaboliten in den Dickdarm und interagieren dort nicht direkt mit der Mikrobiota.3 Und aufgrund des schnellen Abbaus von Aspartam kann das intakte Aspartam-Molekül weder im Fruchtwasser noch in der Muttermilch nachgewiesen werden. Dementsprechend gibt es keinen Mechanismus, der erklären könnte, wie das Kind im Mutterleib dem Süßstoff ausgesetzt und dadurch von einer der berichteten Auswirkungen betroffen sein könnte. Auch Studien, bei denen die Auswirkungen von Steviolglykosiden auf die Darmmikrobiota untersucht wurden, bestätigen keine negativen Auswirkungen.4

Darüber hinaus stehen die Ergebnisse dieser Studie von Wang et al. im Gegensatz zu den gesammelten Erkenntnissen, die in einer systematische Übersicht und Metaanalyse von Tierstudien von Morahan et al. überprüft wurden.5 Bei dieser Überprüfung wurde die Gesamtheit der verfügbaren Tierstudien berücksichtigt, die sich mit den Stoffwechsel- und Verhaltenseffekten der Exposition gegenüber kalorienarmen/kalorienfreien Süßungsmitteln während der Schwangerschaft und Stillzeit befassen. Die Autoren kamen zu dem Schluss, dass die Bilanz der Erkenntnisse darauf hindeutet, dass die Exposition der Mutter gegenüber kalorienarmen/-freien Süßstoffen in der Nahrung das Körpergewicht des Kindes nicht erhöht.Übergewicht und nichtübertragbare Krankheiten wie Diabetes und Zahnerkrankungen gehören weiterhin zu den größten globalen Herausforderungen im Gesundheitswesen. Angesichts der bestehenden Empfehlungen öffentlicher Stellen zur Reduzierung des Verzehrs von Zucker können kalorienarme/-freie Süßstoffe zu gesünderen Ernährungsgewohnheiten beitragen. Sie bieten eine breite Auswahl an geschmacklich süßen kalorienarmen oder -freien Optionen. Dadurch können sie hilfreich sein, wenn sie als Ersatz von Zucker und im Rahmen einer ausgewogenen Ernährung konsumiert werden und so insgesamt eine Reduktion der Aufnahme von Zucker und Kalorien bewirken. Damit tragen sie zudem zur Regulierung des Blutzuckerspiegels bei,6 auch bei schwangeren Frauen, die für Schwangerschaftsdiabetes anfällig sein können. Kalorienarme/-freie Süßstoffe werden von der Mundflora nicht fermentiert. Dementsprechend tragen sie nicht zur Entmineralisierung der Zähne bei, die einer der Gründe für Karies ist.6 Dies kann während einer Schwangerschaft hilfreich sein, die oft zu einer Beeinträchtigung der allgemeinen Mundgesundheit führt7,8 so dass es umso wichtiger ist, für gesunde Zähne zu sorgen.

  1. Wang et al. A Metagenomics Investigation of Intergenerational Effects of Non-nutritive Sweeteners on Gut Microbiome. Front. Nutr., 14 January 2022. https://doi.org/10.3389/fnut.2021.795848
  2. Hughes RL, Davis CD, Lobach A, Holscher HD. An Overview of Current Knowledge of the Gut Microbiota and Low-Calorie Sweeteners. Nutr Today. 2021 May-Jun;56(3):105-113.
  3. Magnuson BA, Carakostas MC, Moore NH, Poulos SP, Renwick AG. Biological fate of low-calorie sweeteners. Nutr Rev. 2016 Nov;74(11):670-689.
  4. Lobach AR, Roberts A, Rowland IR. Assessing the in vivo data on low/no-calorie sweeteners and the gut microbiota. Food Chem Toxicol. 2019 Feb;124:385-399.
  5. Morahan HL, Leenaars C.H.C, Boakes R.A., Rooney K.B. Metabolic and behavioural effects of prenatal exposure to non-nutritive sweeteners: A systematic review and meta-analysis of rodent models. Physiol Behav. 2019 Oct 21:112696
  6. EFSA Scientific opinion on the substantiation of health claims related to intense sweeteners. EFSA 2011 Journal 9(6): 2229, and 9(4): 2076 and Commission Regulation 432/2012/EU (OJ L 136 25.5.2012, p. 1): http://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=OJ:L:2012:136:0001:0040:en:PDF
  7. CDC Pregnancy and Oral Health: https://www.cdc.gov/oralhealth/publications/features/pregnancy-and-oral-health.html
  8. NHS Teeth and Gums in Pregnancy: https://www.nhs.uk/conditions/pregnancy-and-baby/teeth-and-gums-pregnant/