Die Aufnahme von kalorienarmen/-freien Süßstoffen durch die Mutter hat keine Auswirkungen auf das Körpergewicht

ISA-Erklärung als Reaktion auf eine Tierstudie von Nettleton et al.

Brüssel, 30. Januar 2020: Die International Sweeteners Association (ISA) reagiert auf eine neue Tierstudie von Nettleton et al.1 Entgegen den Behauptungen von Nettleton et al. deutet die gesamte Beweislage darauf hin, dass die Aufnahme von kalorienarmen/-freien Süßstoffen während der Schwangerschaft und Stillzeit das Körpergewicht des Kindes nicht erhöht.

In der Tat stehen die Ergebnisse dieser Tierstudie von Nettleton et al. im Gegensatz zu dem gesammelten Beweismaterial, das kürzlich in einer systematischen Übersicht und Meta-Analyse von Tierstudien von Morahan et al. überprüft und im Oktober 2019 veröffentlicht wurde.2 Die letztgenannte gründliche Prüfung berücksichtigte die Gesamtheit der verfügbaren Studien, die die metabolischen und verhaltensbezogenen Auswirkungen der Aufnahme von kalorienarmen/-freien Süßstoffen durch die Mutter während der Schwangerschaft und Stillzeit untersuchen. Sie wies auf die ausgewogene Beweislage hin, die nahelegt, dass der Verzehr von kalorienarmen/-freien Süßstoffen in der Ernährung der Mutter das Körpergewicht des Kindes nicht erhöht.

Es lohnt sich auch, die Ergebnisse der Studie von Nettleton et al. zu relativieren. Diese Studie deutet darauf hin, dass die Auswirkungen von kalorienarmen/-freien Süßstoffen, und insbesondere von Aspartam, auf die Darmmikrobiota, eine kausale Rolle bei der Vermittlung von nachteiligen Effekten der Körperzusammensetzung spielten. Dies wird jedoch weder durch aktuelle Daten unterstützt, noch kann es durch das bekannte metabolische Verhalten von Aspartam im menschlichen Körper erklärt werden. Tatsächlich erreicht Aspartam nicht einmal den Dickdarm, da es bereits im Dünndarm verdaut und absorbiert wird. Daher erreichen dieser Süßstoff und seine Metaboliten nicht die menschliche Darmmikrobiota; demzufolge ist eine direkte Auswirkung einfach nicht möglich. Kein anderer Mechanismus wurde jemals in Human- oder Tierstudien bestätigt. Auch die Forschung, die die Auswirkungen von Steviolglykosiden auf die Darmmikrobiota untersucht, bestätigt keine negativen Auswirkungen.

Insgesamt unterstützen eindeutige Beweise aus hochdosierten Langzeitstudien die Behauptung, dass kalorienarme/-freie Süßstoffe keine negativen Auswirkungen auf die Darmfunktion oder die Gesundheit haben. Aktuelle Berichte der veröffentlichten Literatur liefern keine Beweise für eine Beeinträchtigung der Darmmikrobiota durch kalorienarme/-freie Süßstoffe in einer für den Menschen relevanten Dosierung.3 Ergebnisse von Stoffwechsel- und Sicherheitsstudien zeigen weiterhin keinen Hinweis auf einen wahrscheinlichen Mechanismus für eine klinisch relevante Auswirkung auf die Darmmikrobiota. Wichtig ist auch, dass es große Unterschiede zwischen dem Darmmikrobiomprofil bei Versuchstieren und Menschen gibt, so dass die Übertragung von Daten aus Tierstudien, die die Auswirkungen extrem hoher Dosierungen kalorienarmer/-freier Süßstoffe testen, höchst fragwürdig ist.

In Lebensmitteln, Getränken und Tafelsüßstoff verwendet, können kalorienarme/-freie Süßstoffe Menschen, einschließlich schwangeren und stillenden Frauen, eine große Auswahl an kalorienarmen oder kalorienfreien, süß schmeckenden Optionen bieten und somit ein nützliches Instrument sein, wenn sie anstelle von Zucker und als Teil einer ausgewogenen Ernährung verwendet werden, um die Gesamtzahl der Zucker- und Kalorienzufuhr zu reduzieren und den Blutzuckerspiegel zu steuern. Kalorienarme/-freie Süßstoffe sind auch nicht durch orale Bakterien fermentierbar, was bedeutet, dass sie nicht zur Kariesbildung beitragen.

  1. Nettleton JE, Cho NA, Klancic T, et al. Maternal low-dose aspartame and stevia consumption with an obesogenic diet alters metabolism, gut microbiota and mesolimbic reward system in rat dams and their offspring. Gut 2020 – Published Online First: 29 January 2020. doi: 10.1136/gutjnl-2018-317505
  2. Morahan HL, Leenaars C.H.C, Boakes R.A., Rooney K.B. Metabolic and behavioural effects of prenatal exposure to non-nutritive sweeteners: A systematic review and meta-analysis of rodent models. Physiol Behav. 2019 Oct 21:112696
  3. Lobach A, Roberts A, Rowland I. Assessing the in vivo data on low/no-calorie sweeteners and the gut microbiota. Food and Chemical Toxicology 2019; 124: 385-399