Neue Studie beleuchtet die Rolle von Aspartam für die Mundgesundheit

Ein Interview mit Stephen Fleming, PhD, Traverse Science

 

Eine ungesunde Ernährung mit einem hohen Anteil an freiem Zucker gilt gemeinhin als Risikofaktor für Zahnkaries, was zu einem verstärkten Interesse an der Rolle kalorienarmer/-freier Süßstoffe für die Mundgesundheit geführt hat. Süßstoffe wie Aspartam, Sucralose und Stevia haben nicht die gleichen Auswirkungen auf unsere Zähne wie Zucker und gelten als „nicht kariogen“. In diesem Interview spricht Dr. Stephen Fleming, Neurowissenschaftler, Mitbegründer und Geschäftsführer von Traverse Science über die Ergebnisse einer neuen Studie über Aspartam und Mundgesundheit und erklärt, was die Nicht-Kariogenität von Aspartam bedeutet.

ISA: Können Sie uns etwas über Ihre jüngste Studie zu Aspartam und Mundgesundheit erzählen? Was sind die Hauptergebnisse Ihrer Arbeit?

Dr. Stephen Fleming: In unserer systematischen Überprüfung und Metaanalyse wurde die Kariogenität von Aspartam untersucht, wobei seine Auswirkungen mit denen von Saccharose und anderen Kontrollen verglichen wurden. Die Studie umfasste Erkenntnisse aus präklinischen Modellen, In-vitro-Studien und Versuchen am Menschen. Wir haben festgestellt, dass Aspartam nicht kariogen ist, was bedeutet, dass es im Gegensatz zu Saccharose nicht zu Karies beiträgt.

Klinische Studien haben gezeigt, dass Aspartam weniger säurebildend ist als Saccharose und den pH-Wert im Mund auf einem mit Wasser vergleichbaren Niveau hält. Präklinische Studien zeigten, dass der Ersatz von Saccharose durch Aspartam die Kariesbildung bei Nagetieren erheblich reduzierte. Wurde Aspartam jedoch zusätzlich zu Saccharose verabreicht, war seine Wirkung auf die Reduzierung von Karies weniger deutlich. Studien an Rinderblöcken zeigten auch, dass Aspartam weniger säurebildend und erosiv ist als Saccharose. Insgesamt ist die bei der Verwendung von Aspartam beobachtete Verringerung von Karies in erster Linie auf seine Rolle bei der Minimierung des Zuckerkonsums zurückzuführen und nicht auf eine intrinsische antikariogene Wirkung. Weitere Langzeitstudien am Menschen sind erforderlich, um die Auswirkungen auf die Mundgesundheit besser zu verstehen.

Der Bericht wurde im Journal of Dentistry veröffentlicht und kann hier abgerufen werden.

 ISA: Wie wirken sich kalorienarme/-freie Süßstoffe auf das orale Mikrobiom aus und was bedeutet das für die Mundgesundheit?

Dr. Stephen Fleming: Unsere Analyse ergab begrenzte Hinweise darauf, dass Aspartam die Zusammensetzung des oralen Mikrobioms direkt beeinflusst. In präklinischen Studien führte der Ersatz von Saccharose durch Aspartam zu einer Verringerung von Streptococcus mutans – einer Schlüsselbakterie, die an der Kariesentstehung beteiligt ist -, hatte aber kaum Auswirkungen auf die Gesamtbakterienmenge oder das Vorhandensein anderer Arten wie Actinomyces viscosus oder Streptococcus sobrinus. Wenn Aspartam zu Saccharose hinzugefügt wurde, anstatt es zu ersetzen, gab es keine signifikante Wirkung auf die Bakterienpopulationen.

In-vitro-Studien mit Rinderblöcken deuteten darauf hin, dass Aspartam die Biofilm-Milchsäureproduktion reduziert und im Vergleich zu Saccharose zu einer geringeren Plaque-Versauerung führen kann. Studien, in denen Aspartam mit einer Negativkontrolle (z. B. Wasser) verglichen wurde, ergaben jedoch, dass es eine ähnliche oder leicht höhere Auswirkung auf die Säureproduktion hatte, was darauf hindeutet, dass es zwar nicht kariogen ist, aber auch das Bakterienwachstum nicht stark hemmt. In der Praxis bedeutet dies, dass die Verwendung von Aspartam anstelle von Zucker zu einem gesünderen Mundklima beitragen kann, vor allem durch die Verringerung der Exposition gegenüber freien Zuckern, die ein Hauptfaktor für Karies sind. Es gibt jedoch keine überzeugenden Hinweise darauf, dass Aspartam das Mikrobiom aktiv in einer Weise verändert, die Karies direkt verhindert.

ISA: Abgesehen von den Vorteilen für die Mundgesundheit, die die Verwendung von Süßstoffen anstelle von Zucker mit sich bringt, gibt es Belege für ein antikariogenes Potenzial von kalorienarmen/-freien Süßstoffen?

Dr. Stephen Fleming: Obwohl der Ersatz von Zucker durch kalorienarme/-freie Süßstoffe zur Verringerung des Kariesrisikos von Vorteil ist, fand unsere Studie nur begrenzte Hinweise darauf, dass Aspartam intrinsische antikariogene Eigenschaften hat. In präklinischen Modellen entwickelten mit Aspartam gefütterte Nagetiere im Vergleich zu mit Saccharose gefütterten Nagetieren deutlich weniger Karies, aber dieser Effekt war in erster Linie auf den Entzug von Saccharose und nicht auf eine direkte Schutzwirkung von Aspartam zurückzuführen. Einige Ergebnisse deuten darauf hin, dass Aspartam geringfügige kariostatische Wirkungen haben könnte. So wurde beispielsweise Aspartam in Rinderblockstudien im Vergleich zu Saccharose mit einem geringeren Mineralverlust und einer geringeren erosiven Abnutzung in Verbindung gebracht. Darüber hinaus wurde in präklinischen Studien festgestellt, dass Aspartam in Kombination mit Saccharose die Kariesentwicklung in bestimmten Bereichen des Zahns, wie z. B. der Sulkuskaries, reduziert. Diese Effekte wurden jedoch nicht bei allen Kariesarten oder Studienmodellen einheitlich beobachtet. Letztendlich deuten die aktuellen Erkenntnisse darauf hin, dass Aspartam am besten als nicht-kariogen und nicht als aktiv antikariogen beschrieben werden sollte. Zukünftige Langzeitstudien am Menschen sind erforderlich, um festzustellen, ob es über den einfachen Ersatz von Zucker hinaus klinisch signifikante schützende Wirkungen hat.

Für weitere Informationen über kalorienarme/-freie Süßstoffe und Mundgesundheit können Sie eine Reihe von ISA-Ressourcen lesen und herunterladen, darunter das ISA-Factsheet „Kalorienarme/-freie Süßstoffe und ihre positive Rolle für die Mundgesundheit” und Kapitel 6 der ISA-Broschüre „Kalorienarme/-freie Süßstoffe: Rolle und Vorteile”.

Fleming SA, Fleming RAF, Peregoy J. The non-cariogenic effects of aspartame: A systematic review and meta-analysis. J Dent. 2025 Mar 27:105715. https://doi.org/10.1016/j.jdent.2025.105715